Erlebnisbericht von Sylvia (Straycat)

 
Morgens halb zehn in Deutschland.......
 
.. eine Frau bahnt sich auf einer Kawasaki ER-6N ihren Weg durch die Stadt um endlich einmal die CBR600RR Honda zu fahren. Begleitet wird die gute Dame von ihrem Freund auf einer Fireblade (sein ganzer Stolz ;-)) Mir ist es ja schon fast peinlich auf mit einer Kawa auf den Hof des Honda-Händlers zu fahren, aber da muss ich wohl durch. Schnell die Karre abgestellt und rein gedüst ins Büro um die Schlüssel für den 2 Stunden Ritt abzuholen. Ich werde eben noch schnell mit raus begleitet um mir Instruktionen abzuholen, aber nachdem ich anmerkte das ich sonst auch die 1000´er fahre von meinem Freund, schaue ich nur in ein erstauntes Gesicht das mich wortlos fragt warum ich denn von einer 1000ér auf eine 600 umsteigen will. Die Frage lasse ich jedoch unbeantwortet und schwinge mich auf den kleinen schwarz/roten Blitz. Ich starte und bin nicht überrascht dass das gute Stück etwas leiser ist als unsere Respol. Kein Problem, auf geht’s! Ich sitze mit meinen 1,80 m erstaunlicherweise sehr bequem und stelle mich auf dem kurzen Weg in der Stadt schon ein wenig auf die Maschine ein. Sie macht keine Mucken in den Kurven oder beim zügigen Anfahren an den Ampeln. Ganz im Gegenteil, gerade in Kurven fühle ich mich sicherer als auf der Repsol (aber das werde ich meinem Freund nicht verraten :-p ).
Endlich erreichen wir die Autobahn und ich dreh ein wenig am Gas. Bei der Geschwindigkeit spüre ich noch keinen wirklich großen Unterschied zur Repsol, aber ich merke das ich immer mehr eins werde mit der Maschine. Wir fahren eine Ausfahrt später wieder runter, um erstmal ein wenig auf der Landstraße die Kurvenlage (auszureizen) auszutesten. Ganz gesittet am Anfang merke ich, dass nur ein kleines Anspannen meiner Gesäßmuskeln ausreicht um den kleinen roten Blitz weich in die Kurve zu lenken. Immer mehr verfalle ich dem Drang an meine Grenzen zu gehen und muss langsam auf meine Knie aufpassen in den Kurven. Mein Blick weit nach vorn gerichtet genieße ich dieses ganz sanfte vibrieren der Maschine zwischen meinen Beinen und stelle fest das ich Schmetterlinge im Bauch habe.
Durch ein lautes Dröhnen das mich überholt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen und bekomme das Zeichen für eine kleine Pause. Also eben ran an das Cafe am See und bei einem Kaffee darüber gefachsimpelt wo die Vor- und wirklich nur ein Nachteil liegen. Nach ca. 15 Minuten endlosen Wartens *g* geht es wieder auf meinem, ääh ach nein, den roten Blitz vom freundlichen HH.
Ein kleines Stück die Landstraße noch entlang sehe ich von weitem die Autobahn und das Kribbeln im Bauch steigt bedrohlich stark an! Noch eine Ampel und dann geht es geschwind auf die BAB. Meine Menne vorneweg, ich ihm dicht auf den Fersen. Meinen Hintern nach Hintern gestreckt leg ich mich auf den Tank, der Kopf noch leicht erhoben, drehe ich am Hahn. Der Wind streift immer mehr mein Gesicht, ein Blick auf den Tacho verrät mir, dass ich bei 192 km/h bin. UPPS denk ich mir, das war dein Fahrlehrerschein! Erlaubte 120 die ich dachte vorhin wahrgenommen zu haben schießen mir in den Kopf und ich lass ein wenig ab vom Gas und wechsle auf den mittleren Streifen (der zu meiner Verwunderung menschenleer mich erscheint). Für eine Sekunde beschämt, zischt an mir ein oranges Flugobjekt vorbei und schon ist mein Ehrgeiz wieder da. Sch*** drauf denk ich mir, ich will auch mal Spaß haben und hänge mich an das Hinterteil meines Mennes. Den Kopf schon fast auf dem Tank, erahne ich mit einem Blick auf den Tacho das ich jenseits der 230 bin und unter meinem Helm macht sich ein wirklich breites Grinsen Platz. Nach gefühlten 30 Sekunden (es waren aber schon so um die 10 - 15 Minuten) huscht das Schild mit der Ausfahrt an mir vorbei die wir runter müssen. Wie unter Zwang reduziere ich die Geschwindigkeit und mache den anderen Platz auf dem linken Fahrstreifen. Die Abfahrt runter und noch einen kleinen Snack im Restaurant zur Goldenen Möwe erinnert mich daran noch schnell wieder zu voll zu tanken. Nach dem Snack also rauf auf die Tanke und (un)gewollt noch einen Stoppi hingelegt (der erste in meinem Motorradfahrerin-dasein :-o). Mit rasendschnellem Herzen was hätte passieren können und dem Stolz nicht von der Maschine geflogen zu sein dabei, zahle ich und schwinge mich ein letztes mal auf den kleinen Blitz. Schnell sind wir wieder beim freundlichen HH und mir ist ganz wehmütig ums Herz das ich nun den kleinen Blitz wieder hergeben soll/muß.
Nach dem obligatorischen Rundgang um die Maschine gebe ich die Schlüssel wieder ab. Ein kurzes Gespräch im Laden macht mir klar, das ich im nächsten Jahr bei Saison-Start wieder hier sein werde und mir die neue 600 RR zu einem noch schöneren Ritt abholen werde. Mit einem doch sehr breitem Grinsen im Gesicht und das Gefühl die letzten 2 Stunden im 7. Himmel gewesen zu sein, schreite ich zu der Kawasaki wo ich im Gegensatz zur Honda bei normaler Sitzposition den Tacho erkenne.
Fazit: Ich bin verliebt und hatte schon lange nicht mehr SO ein Glücksgefühl in mir! Die richtige Maschine für mich habe ich wohl gefunden, das will ich aber in Spanien im Februar noch mal austesten ;-)
Ach ja, im Nachhinein hat sich herausgestellt das ich das Schild „Aufhebung aller Streckenverbote“ übersehen hatte und ich also ganz legitim dem Geschwindigkeitsrausch auf der Autobahn verfallen bin.
 

Wichtige Links:

Danke an Honda Motor Europe (North) GmbH!

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Infos zum Wettbewerb
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