Erlebnisbericht von Angelika (Bella)

 
Endlich wieder Rennstrecke
 
Es war soweit ... auf zum ersten Renntraining der Saison. Zusammen mit meinem Mann (nachfolgend „BumBum“ genannt) und einem der weltbesten Schrauber (nachfolgend „Higgens“ genannt) wollten wir auf dem kleinen Kurs in Hockenheim selbsternannte „Prüf- und Einstellfahrten vornehmen bzw. durchführen. Zu diesem Zwecke hatten wir die Möglichkeit wahr genommen, uns bei einem namhaften Anbieter für Renntrainings einzuklinken. Wir hatten also alle Zeit der Welt ... Nachdem am Vorabend der grüne T4 bepackt war, wir nebst Moppeds, Werkzeug und einigen Tuningteilen natürlich auch, die für uns obligatorischen, isotonischen Getränke, Obst und Müsliriegel gut verstaut waren, begaben wir uns am Freitagmorgen nach einem guten Frühstück gegen 8 Uhr 30 auf die 200 km in Richtung Rennstrecke. Es schiffte wie aus Eimern, die Tankanzeige signalisierte schon nach ein paar Kilometern auf der BAB, dass ich tanken solle, außerdem blieb die Temperaturanzeige des Kühlwassers ständig im Minusbereich ... Ich wusste jedoch, das der T4 vollgetankt war und das Kühlwasser unmöglich noch gefroren sein konnte und so ignorierte ich diese Anzeichen. Konnte ich getrost, denn dies ist die einzige Macke des T4 ... was man von mir nicht behaupten kann (O-Ton von BumBum). Es regnete weiterhin heftig vor sich hin und ich machte mir schon Gedanken über die Größe der Arche die ich wohl bauen müsste und überlegte ob es nicht sinnvoller wäre, statt von jedem Tier ein Pärchen mitzunehmen, es wohl besser wäre von jedem Motorradmodell 2 Stück einzupacken ... Mittlerweile konnte ich meine eigenen, der Aufmunterung dienenden Worte wie: „es wird gleich besser“, „da vorne ist es schon etwas heller“ ... kaum noch selbst ertragen als ca. 10 km vor Hockenheim meine Weissagungen doch noch eintrafen ... es schien sogar die Sonne. Das Grinsen wurde immer breiter, ein telefonischer Kontakt mit Higgens bestätigte uns seine Anwesenheit und so trafen wir mit bester Laune gegen 10 Uhr 45 im Fahrerlager ein. BumBum und Higgens luden den T4 aus während ich uns beim Veranstalter einschrieb. Da wir ja nur zum Testen, Prüfen, Einstellen, Setup optimieren usw. gekommen waren einigten wir uns auf die rote Gruppe ... der Vorteil bestand darin, dass sich hier nicht so viele Teilnehmer tummelten wie in den anderen Gruppen ... außerdem waren es die Rennstreckenneulinge, zu diesen können wir uns nach mehrjährigen Testen, Prüfen, Einstellen und Setup optimieren noch zählen und freuten uns auf ein paar gemächliche Runden.
Wir schafften es pünktlich zum nächsten Turn die Moppeds an den Start zu bringen. BumBum auf seiner recht seriennahen und ich auf meiner doch stark modifizierten CBR 600. Ich wunderte mich doch sehr über die vielen Ducatis die um uns herum in der Boxengasse standen und allerlei Lärm machten, ein sich ankündigender Lagerschaden an meiner CBR 600 entpuppte sich GottseiDank als das Geräusch von Trockenkupplungen diverser Modelle aus dem Land des deutschen Papstes. Nachdem die erste Gruppe unterwegs war, scharrte ich noch mal kurz mit dem linken Fuß (sah wohl recht lustig aus, denn das Heck war doch recht hoch) und schon bekamen wir grünes Licht. Ich sammelte meine Knochen ein und machte während der Einfahrt in den Ring noch ein paar wichtig aussehende Dehn- und Streckübungen und ließ die 600er rollen. Die neuen Bremsbeläge griffen noch nicht richtig und so ließ ich mich zwischen den Ducs mittreiben ... in den ersten drei Runden war eh Überholverbot ... also horchte ich in mein Mopped um wieder mal einen vermeintlich kommenden Lagerschaden zu vernehmen ... wir schrieben den Anfang der Runde 2, als einen gelbe 999 donnernd an mir vorbeizog, ein von starker Gicht befallendes Männlein saß oben herauf, seltsam anzusehen mit einem Anflug von Hanging off ... auf der Geraden ... nun denn, ich hielt mich an die Regeln, überholte nicht und wurde sodann „durchgereicht“ ... BumBum ebenso, blieb er doch ... den Regeln entsprechend hinter mir , alsbald wurden wir von 2 Multistrada Piloten „hergebrannt“, natürlich auf der Geraden, auch sie waren lustig anzusehen mit ihren Goretex-Klamotten, die Hosen schwarz und die Jacken hell beige, ich vermute mal Designerklamotten von „Nino Verutschi“ ... wie dem auch sei ... BumBum wurde es nun überdrüssig und zog in der 3 Runde auf Start/Ziel an mir vorbei ... ich heftete mich an sein Hinterrad und gemeinsam lernten wir unsere 600er kennen ... und nebenbei den Rest des Feldes. Es dauerte auch wahrlich nicht lange als die beiden Stracciatellas wieder vor uns waren, ein Blick in den nicht vorhandenen Rückspiegel ermutigte BumBum dann Eingangs der Schikane den ersten außen zu überholen ... ich stand ihm in nichts nach und erledigte das gleiche im selben Moment innen ... der Fahrer muss wohl Rechtsanwalt sein, seine Flüche durchdrangen sein Helmvisier in Form von Paragraphen der Stvo u.ä., wir überhörten es geflissentlich um kurz vor der Sachskurve seinen Freund in gleicher Manier zu schnackeln ... dieser war wohl Zahnarzt, konnte ich in der Sachskurve, während ich ein Vergissmeinnicht für BumBum pflückte um ihm dieses in Hochachtung seiner Fahrkünste nach dem Turn zu schenken, ein ...“ ich schlag dir die Zähne ein“ vermeintlich vernommen zu haben. Der Turn endete ansonsten recht friedlich und wir begaben uns zu unserem Schrauber Higgens, um ihn um Rat und mehr zur Tat zu bitten, um diverse Kleinigkeiten noch abzustimmen ....
Bei Higgens angekommen, stellten wir gar lustige Tropfen und Schlieren auf der Verkleidung und rechten Lenkerhälfte meiner CBR fest ... gar nicht lustig jedoch war, dass es sich um Bremsflüssigkeit handelte. Gesucht ... gefunden ... es fehlte der Kunststoffring oberhalb des Gummibalgs im Bremesflüssigkeitsbehälter. Einer inneren Stimme und einer Eingebung folgend hatte ich beim Packen der Werkzeugkiste und diverser Teile sogar einen neuen Behälter mitgenommen. So war es nun kein Problem diesen anzubauen ... welche innere Stimme mir jedoch sagte, ich solle die Box mit den Kabelbindern in der Garage liegen lassen, entzieht sich bis zum jetzigen Zeitpunkt meiner Kenntnis. Ich beschwerte mich noch über meine Kupplung und herausspringende Gänge ... wir stellten daraufhin das Schaltgestänge ein, tauschten die Schalthebel ob ihrer unterschiedlichen Längen von einer CBR an die andere und Higgens tauschte noch schnell die Kupplungsfedern gegen verstärkte Federn aus. So ausgerüstet ging ich in den nächsten Turn, Higgens schwang sich auf BumBum sein Mopped und drehte genüsslich seine Runden in meinem Windschatten. Abermals haben wir hier und da mit „Bande“ den einen oder anderen Überholvorgang vorgenommen und zogen uns weiteren Unmut gegenüber unserer CBRs zu. Wir ignorierten die bösen Blicke, in dem wir weitere Verbesserungen am Setup vornahmen.
Im nächsten Turn konzentrierte ich mich auf die Fahrwerksabstimmung, somit kam es zu heftigen Gegenattacken diverser Rechtsanwälte, Zahn- und einigen Frauenärzten, auch nahm die Zahl der Stracciatellas ständig zu, in allen erdenklichen Farben griffen sie uns auf den Geraden an. BumBum erkundigte sich derweil im Vorbeifahren bei einem Streckenposten ob dieser keine Knöllchen wegen „Falschparken an unübersichtlichen Stellen auf der Ideallinie“ verteilen könne, dieser erwiderte daraufhin, dass er seinen Block mit 100 Seiten schon im ersten Turn verteilt hätte.
In der nun folgenden Pause zwischen den Turns wollte Higgens meine CBR synchronisieren ... und bemerkte, dass er die Uhren zu Hause gelassen hatte, dies war weitaus sträflicher als die nicht eingepackten Kabelbinder meinerseits (ich hatte schon Depressionen deswegen) ... ich strafte den besten Schrauber weithin damit, dass ich ihn nicht strafte ... so machte er sich wenigstens Vorwürfe ... aber er übertraf sich nun selbst in dem er sagte: „ ...na, dann stell ich sie halt nach Gehör und Gefühl ein ... und er tat es, und zwar sehr beeindruckend. Nun fuhren wir wieder hinaus, BumBum sagte mir noch, ich solle doch bitte die Wassertemperatur beobachten ... da es jedoch nicht regnete, ignorierte ich seine Bitte und konzentrierte mich stattdessen wieder auf diverse italienische Eissorten als, sapperlot, mir eine R1 im Weg stand ... böse Zungen behaupten, es sei das Gichtmänchen mit der gelben 999 gewesen, der sich flugs einen Vorführer geholt hat, weil er annahm das solche Schräglagen wie er sie bei uns gesehen hat, nur mit japanischen Motorrädern möglich seien ... Nun denn, es folgte eine Rotphase, da ein Ducfahrer in Schräglage seinen Knieschleifer zurecht rücken wollte, da er annahm durch falschen Sitz desselbigen würde kein Bodenkontakt zustande kommen. Ich fuhr in die Boxengasse, mein ergebener Schrauber folgte mir und wir tauschten die Moppeds. Higgens bemerkte das die Wassertemperatur um gut 10 °C heißer war als an BumBum seiner CBR, trotz einem riesigen Rennkühler. Nachdem wir wieder auf die Piste gingen, war auch schon der Turn vorbei und wir begaben uns zum „Werkstattwagen, unseren T4.
Flugs baute Higgens mal so eben die Vergaserbatterie von meinem Mopped auseinander um HRC Kitnadeln zu verbauen, diese waren eigentlich für BumBum sein Mopped bestimmt ... ein scharfer Blick von mir genügte jedoch und er überließ mir diese Bauteile natürlich freiwillig, Higgens legte noch einen drauf und spendierte mir noch 4 Unterlegscheiben. Tja, die beiden wissen eben, wie man Frauen glücklich macht ... da Higgens jedoch nicht nur mich glücklich machen wollte, entledigte er sich während seiner Schraubexzesse seiner neuen, schicken Kombi und beglückte die Damenwelt mittels seiner knapp sitzenden Jogginghose (zumindest im Maschinenraum).
Der nächste Turn war schon im vollen Gange als Higgens endlich starten konnte, ich räumte gerade noch ein paar Werkzeuge weg als ich Ausgangs der Sachskurve eine unserer CBR vorbeifliegen sah ... schiebenderweise von Higgens. Er schaffte es aber immerhin noch außen an einer Stracciatella vorbei zu gehen, bevor ihn ein Streckenposten ins Infield ließ und er zurück zum T4 kam. Sprit war drin, Benzinhahn auf ... und nach kurzer Suche wurde ein eingeklemmter Benzinschlauch als Ursache entdeckt.
Der vorletzte Turn stand an. Higgens und ich bereiteten uns für die Einfahrt in die Boxengasse vor, als uns aus den Augenwinkeln heraus, eine Versammlung auffiel. Es schien so, als ob alle Ducatisti sich kreisförmig vor einer Box aufhielten. Seltsame Laute klangen aus dem Kreis heraus, ein kleines Feuerchen loderte immer wieder mit kleinen Stichflammen auf und die Menge sah aus, als ob sie sich in Trance befand ... ein kleines Mädchen fragte uns weinend ob wir ihr Zwerghuhn irgendwo gesehen hatten ... hatten wir nicht. Higgens fragte mich noch kurz was die Hühnerkralle an meinem Lenkerende suchte, auch die blutigen Federn an meiner Kombi ließ er nicht unerwähnt. Da die Ampel auf Grün sprang, verschoben wir die Beantwortung dieser Fragen jedoch auf 20 Minuten später ... Dieses sollte sich rächen! Wir fuhren die Reifen zügig warm und wunderten uns, dass in der ersten und auch in der zweiten Runde niemand überholte ... Zu Start/Ziel kam ich prima heraus, schaltete bis in den 6 Gang rauf und visierte die Einfahrt zur Nordkurve an ... meine Geschwindigkeit lag nach einem kurzen Gaslupfen am Bremspunkt jenseits von gefühlten 160 km/h, ich begab mich ins Hanging-off und raste dicht an den Curbs vorbei, ich fühlte mich gut und wollte eigentlich gerade ans Gas gehen ... doch dazu kam ich nicht mehr, denn meine Schräglage wurde dann doch etwas zu groß, ich fiel noch gute 30 cm tief auf den rauen Asphalt, sagte meiner CBR „Lebewohl“ und rief ihr nach: „ pass auf dich auf und lass dich nicht über´n Haufen fahren ... während ich mich nun rutschenderweise der Auslaufzone näherte hatte ich mein Mopped ständig im Blickfeld und nahm wohlwollend zur Kenntnis, dass sie es vorzog auf der rechten Seite liegen zu bleiben. Just in diesem Moment wurde mir die Bedeutsamkeit und die Zusammenhänge des Zwerghuhnes, der Kralle und der blutigen Federn bewusst ... VOODOO ... ja, die Ducatisti hatten sich zusammengerottet und schlimme Flüche über mich und meine CBR ausgesprochen ... das kleine Mädchen tat mir leid ... mittlerweile schlug die CBR im Kiesbett ein, immer noch auf der rechten Seite liegend. Auch ich kam nun zur Ruhe, obwohl ich aufgehört hatte mit den Händen zu bremsen, denn nach 150 Metern war das Leder an meinem rechten Zeigefinger durch und ich hätte, ob der Farbe meiner Fingerkuppe, auch mit ET telefonieren können. Ich zählte dann noch 21, 22, 23 und stand auf. Freundlich winkend signalisierte ich Higgens der gerade zufällig des Weges kam, dass es mir soweit gut ging. Ich schlenderte zur CBR und gemeinsam mit einem Streckenposten stellten wir sie auf die Räder ... Weiter? Fragte der Mann mit der gelben Weste ... Weiter! sagte ich und wollte den Motor starten ... dieser wollte jedoch nicht drehen ... So schoben wir das Mopped hinter die Bande. Der Schaden hielt sich in Grenzen, nachdem ich die Maschine mit eingelegtem Gang hin und her bewegte, ließ sie sich anschließend wieder starten. Nachdem der Turn vorbei war fuhr ich zurück zum T4, im Standgas klapperte der Motor gar fürchterlich, bei etwas mehr Drehzahl lief er völlig normal ... Higgens und BumBum erwarteten mich bereits.
Was war´n los??? ... diese sinnige, wenngleich doch auch hochkomplexe Frage schallte mir synchron durch mein noch herabgelassenes Visier entgegen ... Nun, ich weiß es nicht, antwortete ich und begann meine geschundene Kombi auszuziehen. Eine kurze Schilderung des Geschehens und ein noch kürzeres laufen lassen des Motors sollte alsbald Klärung bringen. Mittlerweile bekam ich von der Boxengasse die Mitteilung das mein Hinterrad blockiert habe ... dies war ein sehr einleuchtender Grund des ,physikalisch gesehen, doch sehr schnellen Haftungsverlustes am Hinterrad. Flugs hatten wir den unteren Teil der doch stark ramponierten Verkleidung abmontiert und den LiMadeckel entfernt ... das Klappern kam eindeutig von dieser Motorseite ... siehe da ... der Anlasserfreilauf fiel uns entgegen ... somit war die eigentlich Sturzursache geklärt ... es ist doch erstaunlich, was die Ducatisti mit ihrem Zauber erreicht haben. Ich klemmte mich sofort an mein Mobiltelefon und kontaktierte meinen Paten um mit ihm die weiteren Schritte zu überlegen. Hierbei sei es noch zu erwähnen dass er ein Neffe des legendären Al Capone ist ... nämlich Al Kaseltzer. Wir einigten uns recht schnell darauf, dass eine Bestrafung nicht nötig sei, schließlich wären sie mit dem Fahren solcher Motorräder gestraft genug und dass sie außerdem sowieso alle Gicht bekämen. So beließen wir es bei einem gelassenen Lächeln und widmeten uns wichtigeren Dingen. Higgens und ich beauftragten nun BumBum dann doch noch mit unserer persönlichen Rache, hierbei sollte nicht unerwähnt bleiben wie das Feuer in seinen Augen aufloderte ... (so habe ich es noch nie gesehen, selbst wenn er mir gelegentlich mein Essen unter den Tisch reicht), im letzten Turn hat er alle gar fürchterlich hergebrannt, selbst das Gichtmännchen konnte ihm nichts entgegensetzen ... Dem kleinen Mädchen schenkten wir noch eine kleine, gelbe 999 im Maßstab 1:8, diese haben wir unbemerkt noch mit etwas übriggebliebenen Zwerghuhnblut im Motorenbereich bestrichen, eine kleine Kralle deponierten wir im Tank und das Fahrwerk wurde „überarbeitet“ ... Es war gar lustig mit anzusehen wie die 999 des Gichtmännchens vom Anhänger kippte ... ein paar Meter nebenan in einer Box spielte das kleine Mädchen just in diesem Moment etwas zu beherzt mit dem Modell ... nun denn, Zufälle gibt es ....
Nachdem BumBum zurück war, luden wir die Moppeds nebst Resten in den T4 und ein schöner Tag neigte sich dem Ende zu …
 

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