Reifen-Tipps: Das kleine Reifen ABC

 
Alter
Reifen unterliegen natürlichen Alterungsprozessen, sie verlieren mit der Zeit ein wenig an Haftung und Elastizität. Spezielle Substanzen, die bei der Reifenfertigung eingesetzt werden, verlangsamen diesen Vorgang. Eine sachgerechte Lagerung kann den Alterungsprozess ebenfalls herauszögern. Ein Motorrad aber, dass jahrelang abgemeldet war, sollte im Interesse der Fahrsicherheit neu bereift werden. Aufschluss über das Reifenalter gibt die DOT­Nummer auf der Reifenflanke (siehe unten).
 
Auswuchten
Das Auswuchten eines Reifens ist die Voraussetzung für Fahrkomfort und die Vermeidung von unnötigen Vibrationen, die das Fahrverhalten teilweise stark beeinträchtigen. Gegengewichte an der Felge gleichen die Unwuchten aus, die bei der Drehbewegung des Reifens entstehen. Es sollten keine flüssigen Auswuchtmittel verwendet werden!
 
Diagonalreifen
Benannt nach den in der Richtung wechselnden Karkassenlage mit diagonal ausgerichtetem Fadenwinkel. Bis Mitte der 80er­Jahre bestimmten Diagonalkonstruktionen den Motorradreifenmarkt.

Bei leistungsstarken Motorrädern sind inzwischen Radialreifen erste Wahl. Diagonalreifen erkennt man am Bindestrich in der Reifengrößenkennzeichnung: z.B.130/80­18.

 
Diagonalgürtelreifen
Zusätzliche Gürtellagen über der Karkasse unterscheiden den Diagonalgürtelreifen vom Diagonalreifen. Die Gürtelkonstruktion hat das Ziel, die Ausdehnung des Reifens unter dem Einfluß von Fliegkräften zu begrenzen. Diagonalgürtelreifen werden mit dem Buchstaben ''B'' gekennzeichnet, z.B. 160/70 B17
 
DOT-Nummer
DOT steht für das amerikanische ''Department of Transportation''. Die DOT-Nummer auf der Reifenflanke besagt nicht nur, dass der Reifen den US­Bestimmungen entspricht. Die letzten drei Ziffern geben auch Auskunft über das Alter des Reifens. Demnach steht z.B. ''348'' für die 34.Produktionswoche 1998. Seit dem 01.01.2000 werden die Bauwochen und das Baujahr eines Reifens vierstellig festgehalten. Dies bedeutet, daß die letzten vier Ziffern der DOT­Nummer Bauwoche und Baujahr des Reifens vorgeben. Demnach staht z.B. ''1806" für die 18.Produktionsawoche 2006.
 
ECE R 75
Seit dem 01. 01.1997 europaweit gültige Norm für Zweiradreifen, die einige Änderungen hinsichtlich der Bezeichnungen von V­, VB­ und ZR­Reifen beinhaltet.
 
Einfahren
Neue Reifen haben aufgrund des Produktionsprozesses eine glatte Oberfläche, die erst durch gemäßigtes Einfahren angeraut werden muss - mind. 200Km. Während der Einfahrzeit ist die Schräglage in den Kurven langsam zu steigern, Lastwechsel, Schalten oder starkes Beschleunigen in Schräglage zu vermeiden. Ebenso sollte auf Hochgeschwindigkeitsfahrten und Leistungsmessungen auf Prüfständen verzichtet werden, da der Gummi durch die erstmalige Erwärmung und die folgende Abkühlung seine endgültige Gefügestruktur erhält. Im Frühjahr/Herbst oder schlechter Witterung ist besondere Vorsicht geboten, die Einfahrzeit verlängert sich aufgrund kälterer Temperaturen. Erst wenn die Oberflächenstruktur eingefahren wurde, kann der Reifen seine maximale Haftung entwickeln. Außerdem sollten die Reifenaufkleber vom Reifen entfernt worden sein. Ein kontrolliertes Einfahren der gesamten Lauffläche ist deshalb unerlässlich.
 
Fabrikatsbindung
Bei modernen Sportmotorrädern ist es nicht möglich unterschiedliche Reifenfabrikate zu fahren. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass Reifen und Fahrwerk in der Praxis miteinander harmonieren. Die entsprechenden Hinweise zu den zulässigen Reifenmodellen finden sich im Fahrzeugschein bzw. -brief.
 
Felgenkunde
Die Entwicklung der Reifen- und Felgentechnik führt zu zwei grundsätzlichen Felgensystemen. Felgen für Reifen mit Schlauch und Felgen für schlauchlose Reifen.

Für Reifen mit Schlauch (Tubetype-Reifen) wird die WM-Felge eingesetzt. Für schlauchlose Reifen wurde zunächst die MT-Felge entwickelt, später dann die MT H2-Felge mit Hump. Dieser Hump verhindert bei Luftverlust das Abrutschen des Reifens ins Tiefbett.

 
Karkasse
Die Karkasse ist das Grundgerüst des Reifens und besteht heute vorzugsweise aus hochfesten Kunstfasergewebelagen (Rayon oder Nylon), die an der Wulst jeweils umgeschlagen werden. Als tragendes Element des Reifenunterbaus ist die Karkasse für die Stabilität eines Reifens verantwortlich. Je nach Karkassenaufbau werden Diagonal­, Diagonalgürtel­ oder Radialreifen unterschieden.
 
Kennzeichnung
Die auf den Flanken angebrachte Ziffern­ und Buchstabenfolge lüftet die Identität eines Reifens. Neben dem Reifentyp und dem Herstellungsdatum (DOT­Nummer) werden das Querschnittsverhältnis, die zulässige Höchstgeschwindigkeit, die Reifenbauart, der Felgendurchmesser und die maximale Tragfähigkeit ausgewiesen. Hinzu kommen Angaben, ob es sich um eine Schlauchlos­Typ oder eine Bereifung ohne Schlauch handelt, sowie ein Pfeil, der die Laufrichtung anzeigt.
 
Kernreiter
Als Bestandteil der Wulst füllen Kernreiter aus Gummi den durch den Karkassenumschlag entstandenen Hohlraum aus und verstärken so die Reifenflanke.
 
Lagerung
Der ideale Aufbewahrungsort für Reifen ist dunkel, trocken, kühl und nicht zu stark belüftet. Auf keinen Fall sollten Reifen zusammen mit Chemikalien, Schmiermitteln oder Treibstoff gelagert werden.
 
Lauffläche
Als Lauffläche wird der profilierte Umgangsstreifen bezeichnet, der auf die Karkasse aufvulkanisiert wird. Die Gummimischung der Lauffläche entscheidet zusammen mit der Abstimmung der Karkasse über Abriebfestigkeit und Haftfähigkeit eines Reifens. Zur Messung des Verschleißes wird nur 1/3 der Lauffläche verwendet - also die Mitte.
 
Laufrichtung
Reifen mit Laufrichtungspfeil sind grundsätzlich in der auf den Reifen angegebenen Drehrichtung zu montieren, da sich sonst das Abrieb- und Fahrverhalten verschlechtert oder unter extremen Einsatzbedingungen der Reifen beschädigt werden kann.
 
Luftdruck
Der richtige Luftdruck ist Voraussetzung für ein einwandfreies Fahrverhalten. Kilometerleistung, Bremsweg oder Kurvenhaftung hängen hängen hierbei erheblich vom richtigen Reifendruck ab. Der Luftdruck - Hinweise finden sich im Handbuch oder am Motorrad (auf der Schwinge) - wird grundsätzlich bei kaltem Reifen (max. 1,5Km Fahrt) und am besten wöchentlich gemessen. Zu hoher Luftdruck beeinträchtigt den Komfort und erhöht den Verschleiß, zu wenig Luft im Reifen führt zu erhöhter Walkarbeit und Erwärmung. Reifenschäden können die Folge sein - im schlimmsten Fall eine Ablösung der aufvulkanisierten Lauffläche und daraus folgend einen Reifenplatzer.
 
M/C
Die Zusatzmarkierung M/C steht für Motorcycle und muss spätestens ab Mai 2003 auf Motorrad- und Rollerreifen mit Durchmesser 13 Zoll bis 19 Zoll aufgebracht sein. Dies ist notwendig, um Verwechslungen und Fehlmontagen von Motorradreifen auf Felgen eines anderen Fahrzeugs (z.B. PKW) zu vermeiden.
 
Mischbereifung
Eine Verwendung von Reifen unterschiedlicher Bauart ist erlaubt, sofern dafür eine Freigabe vorliegt.
 
Montage
Die Reifenmontage sollte nur durch den Fachmann erfolgen. Reifenwulst und Felge müssen beidseitig vollständig mit Montierpaste oder Seifenwasser eingestrichen werden. Benutzen Sie bitte keine öl- oder silikonhaltigen Flüssigkeiten. Achten Sie auf den Laufrichtungspfeil des Reifens. Gebrauchen Sie keine Reifenabdichtungsmittel.
 
Nachschneiden
Das Nachschneiden von Motorradreifen im öffentlichen Straßenverkehr ist grundsätzlich verboten.
 
Niederquerschnitt
Moderne Motorradreifen sind heute durchweg Niederquerschnittskonstruktionen: Die Flankenhöhe fällt kleiner aus als die Breite der Lauffläche. Das bringt mehr Gummi auf die Straße sowie größere Stabilität. Ein Reifen der Dimension 120/70 ZR 17 beispielsweise ist 120 mm breit und 84 mm (70 Prozent von 120 mm) hoch.
 
NHS
Not for Highway Service bedeutet, dass dieser Reifen nichts im Straßenverkehr verloren hat - er also nicht zulässig ist.
 
Profiltiefe
Laut StVZO (Straßenverkehrszulassungsordnung) beträgt die Mindestprofiltiefe von Motorradreifen 1,6mm. In der Praxis erweist es sich als sinnvoll, schon vor Erreichen dieses Minimalwertes in einen Reifenwechsel zu investieren. Gemessen wird die Profiltiefe im Mittenbereich der Lauffläche.
 
Radialreifen
Der Trend auf dem Reifenmarkt geht eindeutig in Richtung Radialreifen. Seine Konstruktion - eine Karkasse mit Fadenverlauf im rechten Winkel zur Laufrichtung (radial) und zusätzlichen Gürtellagen - steht für Formstabilität auch bei hohen Geschwindigkeiten. Weniger Gewebelagen als beim Diagonalreifen bedeuten zudem weniger Walkarbeit und Wärmeentwicklung. Radialreifen sind durch ein ''R'' gekennzeichnet: 180/55 ZR17
 
Reifen auf Rollenprüfständen
Motorradreifen werden auf den oft kleinen, meist glatten Rollen der Leistungsprüfstände extrem thermisch beansprucht, weil sie unter hohem Schlupf abrollen.

Diese Reifen dürfen nach dem Prüfstandslauf aus Sicherheitsgründen nicht mehr weiter-gefahren werden! Auch dann nicht, wenn keine äußeren Anzeichen einer Beschädigung der Reifen vorliegen.

 
Seitenwand
Die Seitenwand oder auch Flanke eines Motorradreifens ist der flexibelste Teil der gesamten Konstruktion. Sie muss jedoch zugleich die Brems­ und Beschleunigungskräfte übertragen und deshalb auch eine ausreichende Steifigkeit besitzen.
 
Silikat
Silikat (Kieselsäure) sorgt als Bestandteil der Gummimischung für eine bessere Nasshaftung des Motorradreifens. Darüber hinaus wirkt sich dieser Stoff positiv auf Laufleistung und Rollwiderstand aus.
 
TL
TL ist die Kurzform für Tubeless, die Bezeichnung für Schlauchlosreifen.
 
Tragkraft
Die maximale Tragkraft eines Reifens ist ebenfalls auf der Reifenflanke vermerkt. Ein Motorradreifen der Dimension 170/60 ZR17 (73W) hat einen Load Index von 73 und damit eine Höchsttragfähigkeit von 365kg.
 
TT
TT oder Tube Type besagt, dass es sich um einen Reifen handelt, der mit Schlauch gefahren wird.
 
Ventilkappe
Niemals ohne!!! Die fest sitzende Ventilkappe verhindert, dass es bei hohem Tempo zu plötzlichem Druckverlust kommt, weil die einwirkenden Fliehkräfte das Ventil öffnen.
 
Walkarbeit
Durch das periodische Einfedern wird der Reifen verformt. Die Gewebelagen des Reifen-unterbaus reiben aneinander (walken), wodurch Hitze freigesetzt wird.
 
Wulst
Der Reifenwulst, sozusagen der Flankeninnenring, enthält einen oder mehrere Drahtkerne und sorgt für den sicheren Sitz des Reifens auf der Felge.